Waldmeister

Waldmeister heißt eigentlich Wohlriechende Labkraut (Galium odoratum), ist aufgrund seines wohlduftenden Aromas und unvergleichlichen Geschmack als Heil- und Würzpflanze bekannt. Das typische Aroma verdankt der Waldmeister dem Inhaltsstoff Cumarin. Die noch nicht blühenden Stengel finden sich von Ende April bis Juni in unseren Laubwäldern, mittlerweile aber auch auf Wochenmärkten und Apotheken.

Die grüne Farbe des Waldmeister steht für den Frühling, macht in süßen Naschereien die Nahrung bunt, und in Form alkoholischer Mischgetränke die Erwachsenen gesellig. Spontan denkt man an Berliner Weiße, Waldmeisterbowle, Waldmeistersirup, Waldmeistereis, -Brause oder Waldmeister-Götterspeise.

Waldmeister Tee selbstgemacht:

einen gehäuften Teelöffel getrocknete (oder angetrocknete Blätter) mit 200-250 ml kochenden Wasser übergießen (eine grosse Tasse voll), etwa 5 Minuten ziehen lassen und durchseihen.
Aber: Nicht mehr als zwei bis drei Tassen Waldmeister Tee pro Tag trinken! Beim Waldmeister kommt es auf die Dosis an. Ein Zuviel führt zu den Problemen, die bei richtiger Anwendung wunderbar bekämpft werden können.
Waldmeister wirkt gefäßerweiternd, entzündungshemmend und krampflösend. Die Droge, das vor der Blüte gesammelte und getrocknete Kraut, heißt herba Asperulae odoratae oder Galii odoratae herba.

Cumarin-Warnung

Waldmeister ist als wenig bis kaum giftig eingestuft. Bei bestimmten Dosen und zu häufigem Konsum kann das in der Pflanze enthaltene Cumarin Benommenheit und Kopfschmerzen sowie bei häufiger Nutzung Leberschäden hervorrufen. Bei empfindlichen Personen kann der Kopfschmerz bei geringsten Mengen auftreten. Wer dies an sich wahrnimmt, sollte Waldmeister meiden.
Der Cumaringehalt gewerbsmäßig hergestellter Maibowle und anderer alkoholischer Getränke darf in Deutschland fünf Milligramm pro Liter nicht überschreiten.
"In der Europäischen Union gehört Cumarin laut Aromenverordnung EG 1334/2008 zu den Stoffen, die Lebensmitteln nicht als solche zugesetzt werden dürfen (Anhang III, Teil A der Aromaverordnung). Wenn Cumarin von Natur aus in Aromen oder Lebensmittelzutaten mit Aromaeigenschaften vorkommt, dürfen bestimmte zulässige Höchstmengen nicht überschritten werden (Anhang III, Teil B der Aromaverordnung). Die zulässigen Höchstmengen liegen je nach Art des Lebensmittels zwischen 5 mg/kg bei Dessertspeisen und 50 mg/kg bei traditionellen und/oder saisonalen Backwaren, sofern hier Zimt als Zutat in der Kennzeichnung angegeben ist."(Wikipedia). Hier ist es also okay, zur Weihnachtszeit ein paar Zimtsterne mit wesentlich mehr Cumarin zu verputzen.
"Als TDI (tolerable daily intake, tolerierte Tagesdosis) geht aus Studien des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) von Anfang 2006 eine Menge von 0,1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag hervor. Diesen TDI-Wert hat das BfR auf Basis neuer Daten zur Aufnahme und Bioverfügbarkeit von Cumarin im September 2012 bestätigt."(Wikipedia)
In Deutschland ist die Aromatisierung mit Waldmeister bei Limonaden und Süßwaren verboten; stattdessen wird 6-Methylcumarin (auch Toncarin genannt) in Lebensmitteln als künstliches Waldmeister- oder Kokosnussaroma verwendet. Dies soll vor allem Kinder vor dem Cumarin schützen, die das herrliche Grün, den aromatischen Duft und den eigenwilligen Geschmack des Waldmeister durchaus mögen. Bei empfindlichen Menschen kann dieses Aroma photoallergische Reaktionen auslösen, auch wenn die Höchstmenge in verzehrfertigen Lebensmitteln mit 30 mg/kg begrenzt ist.

Wissenswertes

Der Name "Waldmeister" verwundert ein wenig, vielleicht kommt es vom "Meister des Waldes", weil es eine der ersten Pflanzen ist, die den Wald im Frühjahr grün machen. Darauf würde die serbische Version des Waldmeister prvenac (Erstling, Anführer) schliessen lassen. Andere Länder scheinen bei der älteren lateinischen Bezeichnung matrisylva (Waldmutter) geblieben zu sein: im Französischen reine des bois (Königin der Wälder), im Niederländischen Lievevrouwebedstro (Mutter Maria geweihtes Bettstroh).

Durch die Jahrhunderte wurde das Kraut vielseitig genutzt. So vertrieben Beutel mit getrocknetem Waldmeister Motten. Dem Stroh, welches früher in die Matratzen gestopft wurde, wurde gezielt Waldmeister beigemischt, für einen guten Duft, aber auch um Ungeziefer fern zu halten. Ein Sträusschen getrocknetes Kraut wurde an der Wiege aufgehängt, um schlechte Düfte fern zu halten. Der schlechten Düfte wegen wurde das Kraut auch bei Sterbefällen im Raum verteilt. Den Tee nutzte man, um Magen-, Nieren- und Leberbeschwerden zu behandeln. Junge Frauen sammelten das Kraut, um Lebensfreude nach dem langen Winter, Appetit und Liebeslust zu wecken, nachdem man ähnliche Wirkungen auch bei Tieren beobachten konnte.

Legende Maria und das duftende Kraut
Die heilige Anna (Marias Mutter) hatte ein grosses Problem mit ihrem Kind, es wollte einfach nicht schlafen. Wie auch immer sie das Bett stellte, welche Decke auch immer sie wählte, ihre Tochter fand einfach keinen Schlaf. Nachdenklich lief Anna durch die Felder, frische Luft soll ja den Schlaf der Kinder fördern, da sah sie plötzlich zarte Blumen. Sie pflückte diese Blumen und steckte sie in die Schürzentasche. Als sie diese später herausnahm, stellte sie fest, dass sie verwelkt waren, aber nun herrlich dufteten. Anna legte sie unter die Matratze ihrer Tochter und von da an schlief das Kind hervorragend.
Als die Zeit kam, da Maria gebären sollte, fand sie im Stall eine leere Krippe stehen. Sie schaute sich um, was sie als weichere Unterlagen nehmen könnte. Da sah sie das Heu der Tiere, welches aus Gras und Kräutern bestand. Nachdem Jesus geboren war, wurde er in Tücher gewickelt und in die Krippe auf weiches Heu gelegt. Als das gerade geborene Kind den Geruch des duftenden Krautes wahrnahm tat es seinen ersten Schrei in dieser Krippe, das Heu begann zu grünen und zu blühen. Alle Pflanzen hatten weisse Blüten, so erinnern noch heute die weissen Blüten an die Reinheit des Jesus-Kindes, welches auf Stroh gebettet lag und den Duft des Kräutlein atmete.

Legende über das Bewahren der Jugend
Es war einmal ein König, der seinen Leibarzt reichlich bezahlte, damit dieser ihm ein Mittel finde, welches ihn vor dem Tod behüte. Eines Tages bekam der König einen Becher Waldmeister, das Mittel wie sein Leibarzt vermutete. Nun lebte in seinem Palast auch ein Knecht, der auch gern lang leben wollte. Er nahm von dem Mittel und probierte es selbst aus. Der Dieb wurde schnell gefunden und zum Tode verurteilt. Da sagte der Knecht: "Wenn du mich tötest, so sterbe ich jung und du weisst, dass deine Ärzte dich zum Narren halten." Der König dachte lange darüber nach und entschied, dass er dieses Risiko nicht eingehen wollte. Er liess den Knecht frei. Beide starben, allerdings beide erst in hohem Alter. Seitdem gibt es das Sprichwort: "Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen."

Rezepte

Waldmeistereis

Waldmeister Götterspeise

Waldmeister-Dessert-Creme

Waldmeister-Zitronen-Eis

Waldmeister-Bowle selber machen

Waldmeister-Sirup selber machen